23. Mai 2019
FM-gerechte BIM-Integration im Banken-Sektor
Auftraggeber dieses BIM-Projekts ist eine der drei größten Banken in Tschechien mit über 7.000 Mitarbeitern. In den Service-Bereichen arbeiten ca. 100 von ihnen. Die operativen Aufgaben werden durch regionale bzw. externe FM-Dienstleister erbracht. In 2006 wurde mit dem Neubau eines Bürogebäudes begonnen, da damals noch nicht mit BIM geplant wurde. Das an verschiedenen Standorten in der Prager Altstadt verstreute Personal sollte an zentraler Stelle zusammengezogen werden. Es entstand ein neues Headquarter mit 80.000 qm für 2.900 Mitarbeiter mit LEED Gold Zertifizierung. Doch die Aufwände für die Abnahme und Überführung des Neubaus in den Betrieb liefen aufgrund schlechter oder gar fehlender Gebäude- und Anlagendaten aus dem Ruder. Kosten und Dauer waren seinerzeit enorm. Alleine in der Abnahmephase mussten für die Datenaufbereitung und Qualitätssicherung über 400 Personentage aufgebracht werden.
Und die Anzahl der Mitarbeiter wuchs weiter – schneller als vorhergesehen. Immer mehr Flächen mussten zusätzlich angemietet werden. Wieder war ein großer Teil des Personals über mehrere Standorte verteilt. Daher wurden in 2012 u.a. drei Entscheidungen getroffen: Es sollte erstens ein zweites Headquarter gebaut werden. Zweitens wollte man dieses Mal aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, und eine bessere Datenqualität nach Planungs- und Bauphase anstreben, um die Aufwände bei der Übernahme nach Fertigstellung deutlich zu reduzieren. Und das sollte drittens Mittels Einsatz von BIM-Methode und –IT realisiert werden, um die Daten des „Digitalen Zwillings“ nach Fertigstellung in das CAFM-System überführen zu können. Außerdem sollten sämtliche FM-relevanten Informationen, die aus dem Betrieb des ersten Headquarters gesammelt wurden, schon in die Planung mit einfließen. Die Zielsetzungen: Ein neues “Green Building” mit 61.000 qm Fläche für weitere 1400 Mitarbeiter und Erlangen des LEED Platin Zertifikats. Die CO2-Bilanz sollte optimiert werden, neue Technologien sollten möglichst niedriger Betriebskosten sicherstellen, die Anforderungen des Facility Managements sollten bereits in die Design- und Konstruktionsphase einfließen. Schließlich sollten die Vorteile der BIM-Methodik für den gesamten Gebäudelebenszyklus genutzt werden, u.a. mit einer “As Built“ Dokumentation im BIM-Modell.
Seit 2006 nutzt das Bankhaus das CAFM-System von ARCHIBUS in Kombination mit AutoCAD vom Hersteller AutoDesk. Nun galt es, auf Basis der vorhandenen Struktur des digitalen Datenmanagements eine systemisch-methodische Erweiterung um BIM, bereits in der Planung vorzunehmen und für den gesamten Lebenszyklus zu implementieren. Dazu wurde das Planungsteam um einen BIM-Koordinator von ARCHIBUS und einen FM-Verantwortlichen der Bank erweitert. Festgelegt wurden u.a. Berichtigungen, Aufgaben, Pflichten, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten. Definiert und dokumentiert wurde auch, wer, wann und für welche in den Modellen vorhandenen Daten verantwortlich ist und in welchen Formaten und Einheiten die relevanten Daten einzustellen sind. Dazu zählten auch sogenannte ‚Familien-Sets‘, Klassifizierungssysteme und der erwartete Level-of-Detail in den verschiedenen Phasen der Modellierung. Um zu verhindern, dass es bei der Übergabe aus der Realisierung des Neubaus erneut zu erheblichen Aufwänden für die Abnahme kommt, war man sich klar darüber: Ein BIM-gerechtes Design, bzw. eine FM-gerechte Planung ist das Eine. Aus Sicht der künftig Verantwortlichen im Gebäudebetrieb ist jedoch nicht nur bedeutend, schon in der Phase „0“ die Anforderungen des späteren Gebäudebetriebs einzubringen. Entscheidend ist die As-Built-Dokumentation, die bei der Übergabe auch der Realität entspricht. Erst dann kann von einem Digitalen Zwilling gesprochen werden. Die erforderliche IT-Unterstützung wurde mit der ARCHIBUS-Revit-Integration möglich.
Das Konzept für BIM2FM wurde in einem BEP (BIM Execution Plan) festgeschrieben und enthielt u.a.:
- Vereinheitlichung von Begriffen
- Verständigung auf Ziele und Anforderungen
- Konkreter Nutzen des BIM-Modells im Facility-Management und Gebäudebetrieb
- Angeforderte BIM-Ausgaben
- Anforderungen an die BIM-Modellierung und
Die Vorlagen:
- Mapping Tabellen, Felder und Parameter
- Technische Infrastruktur in Revit
- Anforderungen an die Datensynchronisation
Prozess:
- Wer liefert wann welche Daten in welchem Level of Detail?
Da man bis zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei Erfahrung im Umgang mit BIM-Modellen hatte und man nicht erst bei der Planung des zweiten Headquarters die ersten Schritte machen wollte, wurde am ersten Headquarter geübt und in einem BIM-Modell nachempfunden.
Dabei sammelte man wertvolle Erkenntnisse zu FM-relevanten Informationen, die man für den späteren Betrieb schon in der Planungsphase berücksichtigen sollte.
Die Datenquellen für das erste Modell wurden festgelegt als Objekte in ARCHIBUS und Kategorie in Revit:
- Im CAFM-System hinterlegte DWG-Pläne
- As-Built DWGs – inklusive kleiner Ausführungsänderungen
- Alphanumerische Daten aus der ARCHIBUS-Datenbank des ersten mit sämtlichen Attributen und Parametern je Objekttyp
Für beide Headquarter entstand die gleiche Struktur für das BIM-Modell. Etwa auch für die Geräte und Anlagen sowie für das gesamte Wartungsmanagement mit präventiven Wartungsmaßnahmen.
Der Einsatz der geeigneten BIM-Methodik in Kombination mit einer integrierten CAFM Integration führte auf Basis eines einheitlichen Datenstandards zum Erfolg. Einen ebenso großen Anteil daran hatten allerdings Bereitschaft und Einstellung der aus den verschiedenen Gewerken und Verantwortungsbereichen Projektbeteiligten zur kollaborativen Zusammenarbeit.